
Agroforstkampagne: Agroforst als produktionsintegrierte Kompensation
Agroforstsysteme tragen Natur- und Umweltschutz in die Kulturlandschaft, wenn WIR es schaffen diese Kulturen in den landwirtschaftlichen Betrieben zu verankern. Darum ging es am 1. Dezember 2025 in der Landwirtschaftskammer Hannover: Der DeFAF e.V. (Projekt MODEMA) veranstaltete zusammen mit dem 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen e.V. die Tagung „Agroforstsysteme als produktionsintegrierte Kompensation (PIK)”. WIR waren 78 äußerst muntere Teilnehmende aus Unteren Naturschutzbehörden, Beratung, Forschung, Unternehmen, Landwirten, Umwelt- und Landwirtschaftsministerien und Verbänden. Allen war klar, das gelingt nur, wenn WIR uns auf ein Verständnis der Kulturlandschaftsentwicklung konzentrieren, dass Raum für Natur- und Klimaschutz in Agroforstsystemen bietet. Die Verbindung von landwirtschaftlicher Produktion und Naturschutz gehen auf die 1980er Jahre zurück: Prof. Dr. Wolfgang Schumacher sicherte mit dem Ackerrandstreifenprogramm in NRW wertvollen Ackerwildkrautgesellschaften (Segetalflora) ihre Lebensräume in der Kulturlandschaft (Schumacher 1980).
45 Jahre später haben WIR die große Chance mit den Agroforstsystemen in der Feldflur sogar äußerst vielfältige Lebensräume zu schaffen, die den qualitativen Anforderungen des angewandten Natur- und Umweltschutzes Rechnung tragen können und v.a. in den vom Naturschutz „stiefmütterlich“ behandelten Ackerlandschaften bemerkenswerte Leistungen für die Kompensation von Eingriffen bringen können. Denn gerade in den Ackerlandschaften Deutschlands liegen auch die meisten Eingriffe durch Baumaßnahmen.
Frank Wagener (Institut für angewandtes Stoffstrommanagement, IfaS – Hochschule Trier) brachte aus AGROfloW das Beispiel des Tauchnitzgrabens mit nach Hannover: Hier werden Agroforstsysteme in der Renaturierung eines Baches so eingesetzt, dass diese Bestandteil eines neuen Renaturierungskonzeptes werden und den Ackerschlag erheblich aufwerten. Bereits seit dem ELKE-Projekt arbeitet das IfaS am produktionsintegrierten Naturschutz. In Zeiten des rasch fortschreitenden Klimawandels, den verbundenen Wanderungsbewegungen ganzer Lebensgemeinschaften und immer noch andauernder Biodiversitätsverluste brauchen wir neue funktionale Praxiswerkzeuge im Naturschutz, um mit der Landwirtschaft wieder in der Fläche effektiver zusammenarbeiten zu können. Die Gestaltung und Einpassung von Agroforstsystemen über die landwirtschaftlichen Betriebe in unsere Kulturlandschaften bieten vielleicht die größte Chance seit den letzten 50 Jahren wieder in eine vernünftige biokulturelle Co-Evolution einsteigen zu können.
Nutzen WIR diese Chance gemeinsam: Wenn Sie als Akteur mitwirken wollen, dann melden Sie sich mit einer kurzen Mail mit dem Betreff PIK-Akteur an pr[at]defaf.de
Literatur: Schumacher, W. 1980. Schutz und Erhaltung gefährdeter Ackerwildkräuter durch Integration von landwirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz. Natur und Landschaft 55:447–453.
